Schnick, schnack, schnuck mit Kappa


Endlich regnet es mal einen ganzen Tag und wir kommen dazu, Fotos zu sortieren und uns selbst natürlich auch. Der Regenwald auf der Insel Yakushima ist nur schemenhaft hinter den Regenwolken auszumachen. Gute Gelegenheit, mal einen alten Ringkämpfer vorzustellen: Wassergeist Kappa. Im Bild unten sind sie gerade beim schnick, schnack, schnuck spielen. Gut möglich, dass sie wie das Kängeruh einen Joker eingebaut haben. Kappa selbst würde sicher schonmal den Brunnen und das Papier schlagen.

Kappa – Im Deutschen erinnert das natürlich sofort an eine Kappe und tatsächlich hat der meist schlaksige Kerl eine Art Vertiefung auf dem Kopf, so dass, wenn er sich verbeugt, Wasser vom Kopf tropft. Kennt man den Kniff, kann man sich vor dem Zauberwesen schützen, denn alle Kraft steckt im Wasser. Ansonsten ist er grün und eine Art Zwitterwesen zwischen Mensch und Frosch, was natürlich seinem Status nicht gerecht wird, denn genau gesprochen handelt sich um nichts geringeres als eine Gottheit.

Der Wassergeist Kappa ist das Maskotchen der Stadt Satsumasendai in Kyushu.

In Japan werden ja hinter allen ungezügelten Naturgewalten Gottheiten, sogenannte Kami, vermutet. Kappa muss das Verschwinden von Leuten im Wasser, etwa das Abrutschen von Kindern an Flussufern oder Reisfeldern, sprichwörtlich auf seine Kappe nehmen. Kein Wunder, dass er figürlich als Ringer, gern auch mit Sumo-Kräften, verbunden wird. Soweit, so gewusst und auch schon beschrieben. Aber Japan wäre nicht Japan, wenn da die Story schon zu Ende wäre.

Kappa-Schrein in Satsumasendai. Die weißen, gefalteten Blätter zeigen an, dass es sich um einen heiligen Ort handelt. Es ist der Versammlungsort aller Kappa Japans.

Wir entdecken nämlich, dass Kappa sich regelmäßig zu Versammlungen treffen. Sendai auf der Insel Kyushu im Süden der Hauptinsel ist ein solcher Treffpunkt. Im Prinzip könnte man so auch Erklärungsmuster für Trockenzeiten im Sinne von Bauernregeln finden. Jedenfalls stellen wir mal diese gewagte Hypothese in den Raum. Im Schrein Nitta gibt es einen kleinen Nebenschrein, wo man den Wassergeistern auch Tribut zollen kann. Das ist besonders effektiv falls gerade Versammlungstag ist. Am besten spendet man übrigens Gurken (die haben ja auch einen hohen Wasserbestandteil). Falls unsere schlauen Leser sich nun fragen, ob die Sushirolle namens Kappa-Maki was mit der ganzen Sache zu tun hat – ja, hat sie. Jedenfalls so eine gängige Interpretation.

Kappamaki – Sushi mit Gurke. Bild aus wikipedia.

Ansonsten sind Kappa keine Urjapaner. Laut einer Legende sollen im 4. Jahrhundert etwa 9000 Garappa – so der Name im lokalen Dialekt – aus China eingewandert sein. Weiblein wie Männlein. Zeitgleich mit einer der großen Einwanderungswellen über die koreanische Halbinsel. Eine andere Legende behauptet, dass sie mit den portugiesischen Seefahrern im 16. Jahrhundert kamen. Die Tonsur der Mönche, so wird quasi geunkt, könnte ja Vorbild für die Idee von Kappa gewesen sein. Im Prinzip sind Kappa sogar universal, denn die Story “Nach Fisch riechendes Krötenmonster grabscht Unvorsichtige” gibt es ja auch um die Ecke zu Hause. Macht mal einen Ausflug zu den Peitzer Teichen. Aber Achtung, seid lieber höflich zum Vodny muz! Eine japanische Verbeugung nützt vielleicht auch. Dann fällt die rote Kappe runter und die Zauberkraft ist weg.

Sendai bietet einen Grappa. Witzigerweise klingt das japanisch ausgesprochen “Gu-ra-p-pa”. Und das enspricht dem lokalen Wort für Kappa. Wer ist nun das Original?! Und wer traut sich nach 47 Prozent noch, schnick, schnack, schnuck mit einem Kappa zu spielen?!


5 responses to “Schnick, schnack, schnuck mit Kappa”

  1. Schön wieder was zu erfahren, wir sind zur schnupperkur in Kolberg und probieren“krupnik“ statt Grappa . Euch weiter viel Spaß . Liebe Grüße

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