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Valeria JanaundAugust

Der bis auf den tragfähigen Untergrund hinabgeführte Unterbau unseres Bauwerks

21. Juni 2020
By Jana
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Ja, das ist landläufig auch als Fundament bekannt. Des Pudels Kern ist in diesem Fall das Wörtchen tragfähig. Wie erwähnt, befindet sich unser Grundstück in einem alten Flußbett mit dicken erdrutschfröhlichen Sandschichten. Tragfähigkeit ist folglich auf dem Hanggrundstück erst einmal herzustellen. Dazu fahren wir drei Ansätze. Erstens lass Profis ran, guck zu und lerne. Zweitens wird das Grundstück mit Hilfe von Mauern terrassiert und drittens wird die Baugrube mit verschiedenen Gesteinsschichten immobilisiert.

Die Profis von 1. sind ein Ingenieur mit spitzem Bleistift, Gehirnschmals und brandneuem GPS-Gerät (2cm Fehlertoleranz!). Weiterhin eine Firma vor Ort, die auch einen Steinbruch beschreibt. Der befindet sich längs eines schönen Wanderwegs von Morki nach Mariføra (Bilder folgen in einem weiteren Beitrag). Wir und die Profis sollten jedenfalls noch beste Freunde werden – so oft kommen ja auch keine Gelehrten vorbei, die Bagger fahren wollen oder gleich mitarbeiten und interessiert zuhören. Zu unserem Erstaunen haben wir nämlich erfahren, dass es üblich ist, die Bauleute schalten und walten zu lassen bis der Tag der Schlüsselübergabe kommt. Dass wir uns für das was da auf unserem Grundstück getan wird, interessieren, war jedenfalls Anlass für diverse Gespräche und Schauvorführung. Fanden wir super – also wir – die Bauleute und die ‚Person oder Instanz, die einen Bau errichten lässt und finanziert‘ (unter uns: der Bauherr und die Bauherrin).

Die Mauern für die Terrassierung sind sogenannte Natursteinmauern. Es gibt also keine Zemtierung oder Verfugung. Stattdessen setzt man darauf, dass die richtigen Steine in der richtigen Art und Weise hingelegt, sich von ganz allein entschliessen, für Stabilität zu sorgen. Es ist aber nicht ganz das, was wir in der Forschung unter dem Phänomen ‚Selbstorganisation‘ von komplexen Systemen verstehen – man denke etwa an das spontane Entstehen von Mustern in der Natur usw. Es braucht schon noch den Sachverstand des Baggerfahrers, der die Steine anschaut und beschließt, so rum passt es. Kann die Menschheit seit tausend und einem Jahr. Stopp, ich muss mich korregieren. Konnte die Menschheit seit tausend und einem Jahr. In Norwegen ist das alte, traditionalle Bauwissen nämlich am Aussterben. Früher war es gang und gebe, Natursteinmauer zu bauen und selbst Häuser wurden auf Natursteinfundamente oder -stelzen gesetzt. Hält immer noch. Aber die neuen Bauvorschriften gestatten sowas nicht mehr und bequemer ist auch was anderes. Also wird’s nicht mehr gemacht und neulich musste man sogar aus Nepal (!) Handwerker einfliegen, um alte norwegische Museumshöfe zu restaurieren. Die können’s nämlich noch. Wenn wir nun an die Mathefähigkeiten der Studenten denken, wird uns um künftige Ingenieure (Brücken!) auch Angst und Bange. Bloss nicht hier das Thema vertiefen.

Vertiefen wir lieber die Baugrube und kommen auf die Sache Nr. 3 zu sprechen, die Aufschüttung mit verschiedenen Gesteinsschichten. Da haben wir was gelernt. Norwegische Begriffe und die praktische Umsetzung von Prinzipien, die uns eigentlich theoretisch schon lange klar waren. Es handelt sich um einen Fall, wo man dannach sagt, ach ja, klar! Logisch! Verschiedene Steine meint nämlich zweierlei. Erstens, verschiedene Lagen mit verschiedenen Größen und zweitens UNREGELMÄßIGE Steine, sogenannte Sprengsteine. Die letzteren verschachteln sich nämlich gut ineinander und das bringt Halt. Was die verschiedenen Lagen angeht, startetet man mit bis zu 20-30 cm langen Brocken. Dann kommen nacheinander kleinere als Lückenfüller rauf. Zwischendrin wird kräftig gerüttelt. Das Ergebnis ist eine stabile, kompakte Masse, die aber dennoch Wasser und Luft zirkulieren lässt. Gut für die Abführung von Regenwasser, gut für die Natur. Der ausgehobene Sand übrigens, den haben wir auch aufgehoben. Der kommt zum Schluss an einigen Stellen wieder als Schicht für eine Magerwiese zum Einsatz (dort, wo die Garage planmäßig hinkönnte).

Nun ein Bild, dass man sich mal ein Bild machen kann.

Untergrund (nicht tragfähig):

Profis bei der Arbeit:

Schicht um Schicht:

Auf dem Steinweg:

Landschaft mit Steinklötzen:

Ballett mit Bagger:

Auf der Mauer auf der Lauer …

Untergrund (tragfähig – mit gerüttelten Sprengsteinschichten und Natursteinmauer)

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