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Valeria JanaundAugust

An Johanni

23. Juni 2013
By Kosmonaut
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Ein Johannifeuer im Küstenstädtchen Haapsalu (Espenhain) ist eine feine Sache. Schon Zaren (z.B. der Schiffbauer Peter) und Künstler (z.B. Nicolas Rerich oder Piotr Tschaikowski) wussten das und ließen sich nebenbei gleich in Heilschlamm packen. Heute heißen sie Präsidenten (z.B. Toomas Hendrik Ilves) oder sind eine Ein-Mann-Band (z.B. SeeMees). Auch wenn Herr Ilves zugegebnermaßen wegen einer Militärparade und eines Benefizkonzertes an die Westküste Estlands gekommen ist. Hervorhebenswert ist übrigens, dass der Präsident kein gebürtiger Este ist – geboren in Stockholm ist er erst in den 90ern zurückgekehrt, nachdem seinen Eltern 1944 die Flucht geglückt war. Das Benefizkonzert fand für Kinder statt, deren Eltern als Soldaten in Afghanistan gestorben sind. Dafür wurde der Aufenthaltsraum des ehemaligen Bahnhofs benutzt – ein wunderschöner Ort für Gedenken und Musik. Da der Saal einseitig offen ist, konnte man dem Konzert lauschen als auch das Gewusel rund um den Live-Mitschnitt verfolgen. Hier ist ein Link zum gesamten Konzert – besonders schön das Lied vom Mädchenchor des estnischen Fernsehens (bei etwa 52 min). Es heißt „Laulusild“, da steckt Lied und Brücke drin. Komponiert wurde es von Veljo Tormis, der viele estnische Folkelemente in seinen Chorkompositionen verarbeitet hat.

Benefizkonzert in Haapsalu

Die heidnische Tradition des Johannisfeuers ist recht alt und inzwischen kaum auflösbar mit christlichen sowie postmodernen Bräuchen vermischt. An der Küste trifft man sich und schaut zu, wie ein Boot lichterloh verbrennt. Musik und Tanz sind dabei, Spiele so man mag – und viele mochten. Pfadfinder aus der Gegend haben übrigens nur mit Holz, Bogen und Geduld die erste Flamme erzeugt. Dazu wurde ein Gedicht gesprochen, in dem das Feuer beschworen wurde. Eine Umfrage in einer lokalen Zeitung, des Pärnuer Postboten, ergab folgendes Meinungsbild (siehe Bild):

Was unternehmen Sie am Johannifest?
Wir bleiben zu Hause und feiern nicht. (33%)
Wir fahren zu Freunden. (18%)
Wir fahren aufs Land ins Sommerhaus. (17%)
Wir gehen zum nächstgelegenen Johannifeuer. (7%)
Wir trinken zu viel und gehen schwimmen. (24%)

Der Postbote von Pärnu fragt um: Was machen Sie am Johannitag?

Der Postbote von Pärnu fragt um: Was machen Sie am Johannitag?

Letzere Gruppe von Antwortlern hat wahrscheinlich ein Problem, welches auch aus Finnland bekannt ist. Dort wettet man sarkastisch auf die Zahl der um Johanni Verunglückten. Beim Johannifeuer in der Ruine des ehemaligen Bischofssitzes in Haapsalu ging es aber sehr gesittet zu. Das Feuer brannte ohne sichtbare Aufsicht durch Feuerwehr, Ordnungsamt oder Sanitäter ab und als das Fest weit nach Mitternacht zu Ende ging, blieb noch nicht einmal Müll zurück. Erstaunlich.

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