Züge können zügig sein …


… und pünktlich auch. Wir sind nun seit mehr als 4 Wochen in Japan unterwegs. Kreuz und quer. In der Pampa und im Großstadtdschungel (siehe Karte). S-Bahn, Bummelzüge, Busse und Shinkansen haben wir tagtäglich kombiniert. Bestimmt 70 verschiedene Verkehrsmittel und mehr als 100 Mobilstunden kommen zusammen. Alles in allem haben wir 2000 km oder mehr zurückgelegt. Nicht ein einziges Mal war ein Zug oder Bus verspätet. Selbst Umsteigezeiten von nur 4 Minuten waren kein Problem, da man in Japan mitdenkt und der Zug vom Gleis gegenüber abfährt. Mehr Pedanterie bitte!

Unsere Strecke innerhalb von 4 Wochen per ÖPNV. Ein Einblick in unsere Studienreise.

Ein paar Fakten. Der Shinkansen wurde zur Olympiade 1964 eingeführt. Man hat konsequent ein Parallelgleis zum normalen Zugverkehr gebaut, was weit vorausgedacht und wirklich clever war. Aktuell ist die Höchstgeschwindigkeit 320 km/h. In Tests fährt er auch 442 km/h. Täglich fahren zum Beispiel 336 Züge zwischen Osaka und Tokyo. Eine Richtung sind 515 km und es dauert 2.5 h. Die Verspätungsstatistik für diesen sog. Tokaido-Shinkansen lautet 1.1 Minuten pro Zug im Durchschnitt. Wohlgemerkt beinhaltet das stundenlange Verspätungen, die zum Beispiel auf Taifune oder Erdbeben zurückgehen. In solchen Fällen werden alle Züge aus Sicherheitsgründen gestoppt. In der Praxis folgen die Zugführer einem auf eine Viertelminute ausgegebenen Plan und Pünktlichkeitsziel. Geht doch!

Der Shinkansen ist schnell und pünktlich. Und immer noch ein beliebtes Fotoobjekt.

Insgesamt gibt es trotz der vielen Menschen, die hin und her gefahren werden, wenig Chaos. Das hat nicht nur mit Geduld und Disziplin zu tun, sondern vor allem mit schlauer Logistik. Dazu gehören genau geplante Abläufe fürs Fahren und Einsteigen. Das setzt voraus, dass man sich gut überlegt, wie man Menschenmassen schnell von einem Bahnsteig zum anderen bringen kann. Entsprechend praktisch sind die Weghinweise – inzwischen auch konsequent 2-sprachig. Ein einheitliches Farbsystem hilft, um zu zeigen, wo man sich fürs Einsteigen anstellt (Wagennummern passen immer), wo der Zug mit Einstieg halten wird, wo es zur Gepäckaufbewahrung geht usw. usf. Flexible Tickets gehören auch dazu. An jeden Ausgang gibt es Maschinen oder Menschen, die Tickets schnell überprüfen und falls zu wenig bezahlt worden ist, wird einfach ohne Aufschlag oder Strafe nachbezahlt. Funktioniert super. Inzwischen nutzen die meisten aber auch elektronische Karten beim Rein- und Rausgehen und da muss man überhaupt nicht mehr nachdenken. Achja, sauber ist es auch. Selbst Klos und Papierkörbe. Da mag man gern am Bahnhof ein Nudelsüppchen schlürfen.

Orientierung ist kein Problem. Das Informationssystem funktionopelt.
Essen am Bahnhof. Preiswert, schnell und lecker.
Nudelsuppe mit Buchweizennudeln und ein bischen Grünzeug vom Feld und Meer. Elegant geschlürft.

5 responses to “Züge können zügig sein …”

  1. Juchu, es hat geklappt und nun kann ich wieder die tollen Einträge lesen. Wir haben einmal einen Bericht über diesen Zug gesehen und waren begeistert. Unvorstellbar in Deutschland.

  2. Hallo, schön,von euch zu hören
    Leider fragt man sich hier immer öfter, warum in Deutschland so viele Bereiche vor sich hin siechen. Es erinnert gefühlt an die letzten Jahre der DDR: Stagnation und allgemeines Abwarten.
    Viel Erfolg bei Euren weiteren Plänen.

  3. ich will auch Soba und Ramen (und pünktliche Staus und überhaupt eine funktionierende Regierung, die nicht von Klientelpolitik getrieben ist, sondern mal in die Zukunft denkt und Egos draußen lässt. Aber das größte Ego ist ja gefeuert worden, wobei da sicherlich schon der Aufsichtsratsposten bei Porsche wartet, damit der Lobbyismus noch besser funktioniert)

  4. Hi ihr 2,

    schöner Post. Der Shinkansen ist beeindruckend, aber die am Bahnhof erhältlichen Buchweizennudeln haben mich wirklich überzeugt. Lasst es euch schmecken!

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